Was unsere Kieze so besonders macht, erkundet man am besten zu Fuß. So lassen sich spannende Geschichten, besondere Ecken und interessante Menschen am besten entdecken. Auf den Spuren der vielen kleinen und großen Geschichten unseres schönen Bezirks habe ich zusammen mit Annette Unger einen Kiezspaziergang im nördlichen Prenzlauer Berg gemacht.
Die Route führte uns heute durch den nördlichen Prenzlauer Berg bis zum Caligariplatz mit der lebhaften Erzählung von Rolf Gänsrich, der als Berliner Original zu jedem Stein eine Story kennt. So zum Beispiel ein skurilles Relikt vergangener Tage am Beispiel der Naugarder Straße: Seit 1925 gibt es in Berlin zwei Hausnummernsysteme: Einerseits das preußische Hufeisensystem mit der durchgängigen Nummerierung einer Straßenseite und der dann weiter durchgängigen Nummerierung auf der Gegenseite. Andererseits die ursprünglich französische Orientierungsnummerierung, bei der gerade Hausnummern auf der einen, ungerade auf der anderen Seite liegen. Bis heute hat sich das an vielen Stellen in Berlin nicht geändert und sorgt regelmäßig für Verwirrung.
Unser Weg führte uns auch durch die Carl-Legien-Siedlung aus den 1920er und 1930er Jahren, die UNESCO-Weltkulturerbe ist. Dieser Ort blickt auf eine wechselhafte Namensgeschichte zurück. Die Wohnungen hier sollten bessere Wohnverhältnisse für Arbeiterfamilien bieten, als es sonst zu der Zeit üblich war. Nachdem die Straßen 1930 nach sozialdemokratischen Gewerkschaftern benannt wurden, wurde die Siedlung 1933 zur „Flamensiedlung“. Von nun an erinnerten die Straßen an Schlachten des Ersten Weltkriegs an der Westfront – insbesondere der Flandernschlacht von 1914. In Ostberlin erfolgte 1952 eine weitere Umbenennung der Straßen im Gedenken an kommunistische Widerstandskämpfer. Im Jahr 1954 wurde die Carmen-Sylva-Straße nach dem Schriftsteller und Antifaschist Erich Weinert benannt.
Zum Abschluss unserer Runde ließen wir den Nachmittag in der Brotfabrik ausklingen und tauschten uns noch etwas aus über das Gehörte.